INDIEN

Indien ist das zweitbevölkerungsreichste Land der Welt: Hier findet man eine sehr grosse ethnische, kulturelle und religiöse Vielfalt. Trotz zahlreicher Fortschritte im Bildungs- und Gesundheitswesen und eines schnellen Wirtschaftswachstums bestehen nach wie vor grosse Ungleichheiten.

Historisch gesehen wurde die Hindu-Gesellschaft in vier Kasten eingeteilt. Eine fünfte Kategorie umfasst Personen, die völlig aus diesem Rahmen ausgeschlossen sind, wie die Stammesgemeinschaften (Adivasi) und die Dalits (früher als Unberührbare bezeichnet).

Die Adivasi sind ein indigenes Volk und machen 8,6 % der Gesamtbevölkerung des Landes aus, d. h. etwa 104,3 Millionen Menschen. Die Adivasi leben hauptsächlich naturnah in den Bergen, Wäldern und hügeligen Gebieten, fernab der fruchtbaren Ebenen. Die zunehmende Zahl von Staudämmen und Industrieanlagen hat sie dazu gezwungen, ihr Land zu verlassen, für das sie ihre Eigentumsrechte nicht nachweisen können. Nur sehr wenige von ihnen werden anschliessend mit festen Arbeitsplätzen und Dienstleistungen betraut.

Die Dalits, Angehörige der untersten Gruppe in der Kastenhierarchie, machen etwa 16,6 % der indischen Bevölkerung (166 Millionen) aus. Sie leben überwiegend in ländlichen Gebieten und sind von der indischen Gesellschaft ausgeschlossen. Sie sind hauptsächlich marginalisierte Bauern und Landarbeiter, die oft zu Verschuldung neigen, die von Generation zu Generation weitergegeben wird.

Obwohl mit der Verfassung von 1951 eine Politik der positiven Massnahmen eingeführt wurde, um den Aufstieg der sozial und bildungsmässig stark benachteiligten Schichten zu fördern, sind die Adivasi und Dalits nach wie vor mit grossen Ungleichheiten konfrontiert. Die Stigmatisierung, der sie ausgesetzt sind, ist bis heute offensichtlich und sie überleben weiterhin unter unmenschlichen und entwürdigenden Bedingungen. Vor allem Frauen werden am meisten ausgebeutet.

NEPAL

Die Adivasi Nepals, die als Janajati bekannt sind, machen 35,6 % der Bevölkerung aus. Sie leben hauptsächlich von der Landwirtschaft auf gepachtetem Land. Über 60% leben unterhalb der Armutsgrenze, und die hohe Analphabeten- und Verschuldungsrate hält diese Gruppe am unteren Ende der sozioökonomischen Skala. Frauen und Kinder sind besonders anfällig für Menschenhandel zum Zweck der Hausarbeit oder der Prostitution.

Die Dalits machen 13,6 % der Gesamtbevölkerung von 36 Millionen Menschen aus. Fast die Hälfte von ihnen lebt unterhalb der Armutsgrenze und weniger als die Hälfte kann lesen und schreiben. Die Ernährungsindikatoren sind besorgniserregend, da fast 60% der Kinder unter Wachstumsstörungen leiden.

Die Situation der Dalits und Adivasi/Janajati ist von einer tief verwurzelten sozialen Diskriminierung geprägt, die trotz verfassungsrechtlicher Garantien in beiden Ländern zu mangelnden Bildungs- und Beschäftigungsmöglichkeiten führt. Es sind diese historisch marginalisierten Gruppen, die die Stiftung CIAO KIDS in Indien und Nepal vorrangig zu erreichen versucht.