
30 Apr. ZEUGNIS VON NATHALIE PRAZ – REISE NACH INDIEN & NEPAL, NOVEMBER 2024
Was hat Sie ursprünglich dazu bewegt, sich im humanitären Bereich zu engagieren?
Ich war mit meiner Arbeit in der Privatwirtschaft nicht mehr zufrieden. Irgendwann verspürte ich den starken Wunsch, meine Energie einer Sache zu widmen, die Werte trägt, die mir am Herzen liegen: Teilen und Solidarität.
Gab es ein bestimmtes Ereignis oder eine Person, die Ihre Entscheidung beeinflusst hat?Y a-t-il eu un événement ou une personne en particulier qui a influencé votre décision ?
Nein, nicht wirklich. Es war vielmehr ein persönlicher Weg.
Wie sah Ihr Werdegang im humanitären Bereich vor Ihrer Arbeit bei CIAO KIDS aus?
Ich begann in Indien bei einer lokalen Organisation, wo ich viel über das Leben von Straßenkindern gelernt habe. Ihre Widerstandskraft – trotz äußerst schwieriger Lebenswege – hat mich tief beeindruckt.
Danach arbeitete ich für die Stiftung Terre des hommes als Projektleiterin in Asien und bin derzeit für die humanitären Projekte der HEKS verantwortlich.
Welche Lehren haben Sie aus all diesen Jahren gezogen?
Es ist schwer, angesichts so vieler vermeidbarer Leiden motiviert zu bleiben. Die Gefahr der Ernüchterung ist real. Ich habe mich nach und nach auf Soforthilfe spezialisiert – das sogenannte „Life Saving“
Eine der wichtigsten Lehren für mich ist es, keine vorgefertigten Lösungen aufzuzwingen. Ich habe mich sehr für „Cash“-Ansätze eingesetzt, die würdevoller sind: Sie geben den Familien die Entscheidungsmacht zurück. Für mich ist das die bedeutendste Entwicklung der letzten Jahre im humanitären Bereich.
Warum haben Sie sich entschieden, CIAO KIDS beizutreten?
Indien hat einen besonderen Platz in meinem Herzen. Ich habe dort mehrere Jahre gelebt und fühle mich diesem Land sehr verbunden – aber auch jenen Menschen, die in diesem „Shining India“ vergessen werden.
Auch Nepal berührt mich sehr: Hinter den Bildern von Tempeln und Treks verbergen sich harte Realitäten und Diskriminierungen. Der Einsatz von CIAO KIDS für Dalit- und Adivasi-Gemeinschaften spricht mich zutiefst an.
Gibt es ein Projekt, auf das Sie besonders stolz sind?
Ich bin stolz auf den ganzheitlichen Ansatz von CIAO KIDS: fundierte, langfristige Arbeit in Partnerschaft mit lokalen Akteuren.
Hatten Sie während Ihrer Reise nach Indien und Nepal mit CIAO KIDS eine besonders eindrückliche Begegnung?
Jede Begegnung ist eindrücklich, aber ich bemühe mich stets, allen mit dem gleichen Respekt zu begegnen und die Geschichten nicht zu hierarchisieren.
Dennoch haben mich die sehbehinderten Kinder in Jharkhand besonders berührt – durch ihre Energie, ihre Lebensfreude und ihren Glauben an die Zukunft.
Wie hat diese Reise Ihr Engagement bestärkt?
Es ist unmöglich, nicht demütig zu werden, nachdem man ein paar Tage mit diesen Kindern verbracht hat. Ihre Entschlossenheit ist eine wahre Lebenslektion.
Haben Sie einen Rat für Menschen, die ins Feld gehen möchten?
Begegnet den Menschen von Mensch zu Mensch. Wir sind alle gleich. Auch wenn wir sehr privilegiert sind, gibt es immer einen gemeinsamen Raum, einen ehrlichen Kontakt.
Wir werden oft als Ehrengäste empfangen. Aber in Wirklichkeit sind wir einfach nur Gäste. Hören wir darauf, was die Menschen zu sagen haben – sie wissen selbst am besten, was sie brauchen, nicht wir.
Welcher Aspekt der Arbeit von CIAO KIDS erscheint Ihnen als besonders wirkungsvoll?
Ich bin ein großer Fan der SHG (Self Help Groups). Zu sehen, wie eine Frau in einem Umfeld von Kasten- und Geschlechterdiskriminierung finanzielle Unabhängigkeit erlangt, ist revolutionär.
Es beweist, dass Jahrhunderte der Unterdrückung überwunden werden können – Wandel ist möglich.
Welchen Rat würden Sie Menschen geben, die sich im humanitären Bereich engagieren möchten?
Bescheiden bleiben. Den Wunsch haben zu teilen. Und vor allem: von anderen lernen.